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Produktive Missverständnisse

Warhol_Oxidation_Gargosian (Andy Warhol, Oxidation Series, Urin auf Kupfer. Bild von der Gargausian Gallery, New York)


Aus der Reihe "Entstehungsmythen":

Und so kam es, dass Andy Warhol, der produktive Networker, seinen Kollegen Jackson Pollock anrief, um sich unter Kollegen über neue Techniken zu informieren. Pollock, griesgrämig und verkatert , gab an "den Pinsel zu schwenken und auszuschütteln."
Woraufhin hin für Warhol Technik und Material auf eindeutige Weise festgelegt waren.

[was als Schnapsidee in die Welt kam, scheint nicht ganz falsch zu sein: Wie Dr. Jonathan Weinberg in seinem exzellentem "Urination and its Discontents" festhält, gab Warhol einmal zu dass seine "Piss Paintings" eine Parodie auf Pollock sind.]
Die Warheit ist einfach besser als Fiktion:

Warhol brought excrement into the pristine space of the art gallery, embarrassing even himself: "these nice older women were asking me how I'd done them and I didn't have the heart to tell them what they really were because their noses were right up against them. And it was so crowded."

Neue Inspiration leichtgemacht

Wir sind, ganz postmodern, eigentlich ja völlig unpolitisch. Nicht mit dem komplizierten Tagesgeschäft angetan, in dem man Sachverhalte durchleuchten und darstellen muss.

Aber auf der Oberfläche, den einfachen Vergnügungen des Schauens und Hörens, da sind wir eher zu Hause. Und wenn man so ganz oberflächlich mal hier, mal da schaut, fallen einem immer wieder Ähnlichkeiten auf. Ein Bild ruft neue hervor, ähnliche, beeinflusste. Und dann findet man so etwas.

Nationale_Front

Irgendwie kommt mir das bekannnt vor.

"Das werden wir so schnell nicht wiedersehen, zwei brennende Höschen"

Das, und nichts anderes, ist die Zukunft des Fernsehens.



Teil 2, Teil 3, Teil 4
Update: Und, wie ich jetzt nach einigem Einlesen feststellen muss, ist die Zukunft des Fernsehens leider Vergangenheit - dieser produzierte Pilot wurde nie fortgesetzt nach seinem Dreh 200(5?)...Nach dem Tod des Musikfernsehens kann man nur hoffen, dass mit dem schönen neuen IPTV oder Digital-TV über Kabel und Satellit irgendwann mal jemand etwas Verstand beweist und Viva 2 wiederbelebt. Kann ja nicht sooo viel kosten...

«Morgen Früh sind wir schön oder tot, - oder beides»

Gestern bin ich wieder über die Filmsoundtracks meiner Bibliothek gestolpert und habe da wieder wahre Perlen entdeckt und bechlossen hier auf drei ganz besondere Alben hinzuweisen, von drei Filmen, die ohne diese Musik wohl lange nicht so cool wären, wie sie es ohne Zweifel sind.

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Der erste Soundtrack wäre also ein Klassiker, der ohne weiteres zu beinahe jeder Gelegenheit gespielt werden könnte. Die Melodien des Komponisten Loïc Dury sind von einer geradezu berauschenden Qualität, die Beats können durchaus mit jenen grosser Produzenten mithalten. Die Titelmelodie des etwas anderen Gangster-Films «Ni pour ni contre ... bien au contraire» ist schon so genial, dass es die perfekte Musik ist, mit welcher man nachts durch die Stadt ziehen, aber ebensogut ein grosses Dîner damit würdig musikalisch untermalen könnte. Böse und gemütlich zugleich, das ist eine Gratwanderung und eine Stimmung, die man erst einmal schaffen muss.

Der zweite Soundtrack ist ein wildes Potpourri. Es handelt sich hierbei um den Soundtrack von «Herr Lehmann», der Verfilmung der gleichnahmigen Erzählung von Sven Regener. Auf diesem Album sind Lieder enthalten wie «Buenos Tardes Amigo» und der «HIV-Song» von Ween, dem amüsant dunklen «Collapsing New People» von Fad Gadget (und dem Westbam-Remix davon). Der Höhepunkt der Zusammenstellung ist aber ohne Zweifel «Oder Beides» von Lexy und K.Paul. Dieser Track hat zwar einen bescheuerten Text, aber wahrscheinlich macht das gerade die Qualität dieses Lieds aus mit der groovigen Bassline. Herrlich! Es lohnt sich auf jeden Fall in das Album reinzuhören.
Schade ist nur, dass es der Track «Scorpius» von Op:l Bastards nicht auf das Album geschafft hat, obwohl er im Film eine recht prominente Stelle hat. Auch bei «Scorpius» (kann man sich bei myspace anhören) ist die Bassline hammer, wenn auch etwas treibender als bei «Oder Beides».

Der letzte Soundtrack, der hier erwähnt sei, ist der von «Magnolia», zu dem man, wenn der Film bekannt ist, eigentlich gar nichts mehr sagen müsste.
Den grössten Beitrag zu diesem Soundtrack hat Aimée Mann beigetragen, deren Lieder so herrlich deprimierend sind, dass man sich am liebsten eine warme Badewanne einlaufen lassen liesse, während man das Küchenmesser holen geht. Das Problem, welches man anschliessend aber hätte, wäre, welches Lied man denn zum Exitus hören möchte, wäre es jenes mit den Zeilen «One is the lonliest number that you'll ever do
Two can be as bad as one, it's the lonliest number since the number one» oder dann doch lieber jenes Lied, deren gleich zitierte Liedzeile eine der besten Szenen in «Magnolia» inspiriert hat («Now that we've met, would you object to never seeing each other again?»)? Das wäre wohl eine wirklich schwierige Frage.

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Etwas mehr Profanität, um den Tag zu erleichtern

Randall Munroe

Randall Munroe war mal bei der NASA und beim MIT, bevor er sich zu Grösserem aufschwang.

Über Geschmack kann man ja bekanntlich streiten.



Und auch unter den hier versammelten Autoren herrschen diesbezüglich unterschiedliche Auffassungen. So ist sich zwar weitgehend einig, dass «Bunt das neue Schwarz» ist, und dennoch: die Farben der Herbstkollektion von PEGLEG, einem New Yorker Label, haben dann doch nicht so gefallen. Warum eigentlich nicht, frage ich mich? Der Pulli und der Kapuzzenpulli sind doch wirklich fesch.

Den passenden Soundtrack zu dieser Kollektion findet man hier, resp. hier.

Was heisst hier Dokumentarfilm?

Eine endgültige Klärung dieser Frage ist nicht in Sicht. Wer den Spuren der Diskussion folgen will, die für unsere unterhaltsamen Abstecher mit Verweisen auf die Beliebigkeit mal wieder zu lang wäre, dem sei hier geholfen. Das endlose Archiv Youtube hat mal wieder überrascht: Tatsächlich gibt es komplett hochgeladene Klassiker aus der Geschichte des Dokumentarfilms.

Direkt verwiesen sei hier auf Les Maitres Fous von Jean Rouch aus dem Jahre 1955, der mit schäumenden schwarzen Besessenen erneut die Diskussion anregte, was denn überhaupt erlaubt sei in der Darstellung des anderen, und wie dieses von sich zu gehen habe.

Ein besserer Einstiegspunkt wäre natürlich Nanook of the North von Robert Flaherty aus dem Jahre 1922, der als erstes die Bezeichnung Dokumentarfilm in einer Filmkritik verpasst bekam.

Dass das Dokumentarische aber keineswegs von dem Fiktionalen sauber abzutrennen ist (wie Michael Moore unlängst auch merken musste), das erwies sich bereits in seiner Geburtsstunde: Flaherty liess Nanook beispielsweise mit dem Speer jagen statt mit dem von ihm inzwischen gebrauchten Gewehr, oder er liess ein Iglu nur zur Hälfte bauen um einen "Innendreh" zu ermöglichen.

Wir schauen in die Röhre

Die Weltwoche hat in ihrem kostenlosen Podcast einen schönen Beitrag zur aktuellen Fernsehlandschaft. Unter dem Strich sieht's in etwa so aus: Kino ist langweiliges Eyecandy und vom Fortsetzungswahn renditeangstgequälter Studiobosse versaut. Erzählt wird im TV, allen voran die innovativen Jungs vom Bezahlfernsehen HBO, deren Produktionen wie "Six feet under" allemal Grammys abräumen. Was dazu führt, dass die anderen grossen Networks wie Fox ihrerseits an der Qualität schrauben müssen.

Nur Deutschland schaut in die Röhre, was gemäss den Autoren auf eine nicht ausreichend ausgeprägte Theatervielfalt im Spätmittelalter zurückzuführen ist. Und wegen Kant, dem alten Räsonneur. So das Fazit nach einem schönen Rückblick auf bald 60 Jahre Serien im Fernsehen, das mit "bebilderten Radioshows" wie so oft einfach ein älteres Medium inkorporierte.

Was fehlt, ist lediglich der Hinweis auf die Tatsache, dass eingekaufte Serien nun mal viel billiger sind als selber produzierte. Ob die Aussicht auf Erfolg im eigenen Land mit hoch budgetierten, eigenen Serienformaten irgendwann mal in der deutschen Fernsehlandschaft zu Licht am Ende der einfallslosen Billigproduktionen führt, bleibt abzuwarten.

Die Banalität des Belanglosen

Was soll man schon erwarten, wenn ein Filmemacher einen lustigen Hitlerfilm ankündigt? Am besten gar nichts.

Der neue Film von Dani Levy ist genauso überflüssig wie belanglos. Wurde der Film von Levy als Reaktion auf den Untergang angekündigt, so durften die Erwartungen doch hoch sein. Der «Untergang» ist zwar auch überflüssig, aber dafür war er gut gemacht. Die Erwartung, welche man also zurecht an den unterhaltsamen Hitlerfilm stellen durfte, muss also hoch sein. Dass man mit einem unterhaltsamen Film über Hitler mit anderen Filmen, wie Chaplins «Great Dictator» oder Lubitschs «To be or not to be»verglichen wird, ist absehbar. Die Messlatten liegen mit dem Lubitsch Film natürlich sehr hoch.

Nun war man also gespannt, wie der Basler Filmemacher sich dem Thema nähert. Als erstes wurde bekannt, dass Hitler von Helge Schneider verkörpert werden soll. Der Perfomer von unsäglichen Liedern wie «Katzenklo» hat ja auch schon einige Filme realisiert (unter anderem einen mit dem Enfant Terrible Christoph Schlingensief).

Dass sich Dani Levy schlussendlich darüber empört, dass die Feuilletons seinen Hitlerfilm als zu wenig beissend empfinden, erstaunt dann aber doch. Die Charaktäre bleiben mehrheitlich flach, die Story wirkt zusammengeschustert und ist dramaturgisch eher schwach. Die Witze des Films beschränken sich auf ein Wiederkäuen bereits gemachter Scherze (Levys «Heil dich selbst» ist wesentlich unlustiger als in Lubitschs Film 62 Jahre zuvor) und auf Sampeln von Klischees und Zoten.
In jedem beliebigen «American Pie» werden zotige Scherze professioneller in Szene gesetzt. Wenn die eigentlichen Pointen auf Witze beschränkt werden, die sich vorallem an ein pubertäres Publikum richten (Hitler wird von Blondi bestiegen; H. ist Bettnässer; H. kriegt keine Erektion; der jüdische Protagonist hat den selben Vornamen wie H.; Hitlers Schnauz wird abgeschnitten; Speer ist homosexuell) dann darf man den Film schon als schwach bezeichnen.
Selbst billigste Klischees werden bedient. Gerade, dass Levy nicht auch noch eine Klezmerband in die unzusammenhängende Story eingefügt hat. Doch als Ausgleich dafür darf Helge Schneider als Hitler auch einmal am Klavier sitzen und singen.

Wenn Levy an der Basler Premiere seinen schwachen Film damit entschuldigt, dass er mit seiner Komödie misshandelte Kinder thematisieren wollte, dann wirkt das, als wäre er selbst mit seinem Film nicht zufrieden.
Wenn Levy dann noch anfügt, dass die "schwere Kindheit" Hitlers sicher eine "Erklärung" für seine Verbrechen sei, aber ganz sicher keine "Entschuldigung", spätestens dann wird die ganze Sache auch für den Premierengänger peinlich.

Diesen Film sollte man besser gleich wieder vergessen.


Pomos über alles seit dem Barock bis heute.

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